Bloggen und die Digital Natives

In Deutschland liegt das Durchschnittsalter derzeit bei etwa 42 Jahren. In 40 Jahren könnte es schon bei 50 Jahren liegen. Denn Deutschland vollzieht gerade einen demografischen Wandel. Bei Bloggern liegt das Durchschnittsalter wahrscheinlich deutlich darunter - schätzungsweise Mitte 20. Dennoch habe ich das Gefühl, dass auch hier ein demografischer Wandel eingesetzt hat.

Aber wie kann das sein? Heißt es nicht immer "Generation Internet"? "Digital Natives"? "Generation Y"? Ist das nicht die Generation, von der man am ehesten erwarten sollte, dass sie bloggt?

Aber nein. Wie viele Blogs kennt ihr, diesen hier mal außenvorlassend, die von jemanden, der noch nicht volljährig ist, geführt werden? Ich kenne kaum einen. Dabei geht es doch beim Bloggen eben um Kommunikation, Gedankenaustausch, etc. - am liebsten mit etwa gleichaltrigen, gleicher Interessen. Triffy fasste dies, schon vor einigen Monaten, sehr schön, in seinem Artikel "2005, da waren wir noch echte Blogger!" zusammen:

Man verlinkte sich gegenseitig, schrieb sich gegenseitig Kommentare (oder Emails) und irgendwann kam es dann mal zu einem Treffen im “echten Leben”. Freundschaften entstanden, Freundschaften hielten.

Leider habe ich das verpasst. Und mit mir meine Generation. Denn 2005 war ich 10 Jahre alt. Da lagen meine Schwerpunkte eher im Bereich "Legosteine-aufeinander-stecken". Und Computer waren noch vollkommen uninteressant.

Heute ist aber nicht mehr 2005. Heute hat Facebook etwa 900.000.000 Nutzer - 233 davon sind meine "Freunde". Heute kann jeder auf einfachstem Wege innerhalb von Sekunden seine Gedanken veröffentlichen. Ohne eigenen Blog. Und trotzdem können diese kommentiert und diskutiert, gemocht und verbreitet werden. Brauchen wir dann noch Blogs?

Ich sage: Ja. Denn ein Blog ist etwas anderes als eine "Facebook-Chronik" - ein Blogartikel mehr als ein Statusupdate. Wenn ich einen Blogartikel schreibe mache ich mir normalerweise im Voraus Gedanken über seinen Inhalt und sein spätere Aussehen. Ich hacke nicht nur lieblos ein paar Sätze in ein Eingabefeld und weiß, dass diese in wenigen Stunden schon wieder in der Masse anderer Statusupdates verschwunden sein werden. Ich schaffe Inhalte. Inhalte, von denen ich nicht will, dass sie ungelesen bleiben - Inhalte, von denen ich nicht will, dass sie überlesen werden. Inhalte, über die man sich unterhalten kann und die gegebenfalls sogar durch Leser - durch euch - noch bereichert werden können.

Ich denke, dass einer der Hauptgründe, neben Faulheit, der gegen das Bloggen spricht, das Missverständnis ist, dass man, wenn man einen Blog betreiben will, zum einen programmieren können und zum anderen Geld für eine eigene Webseite ausgeben müsste. Aber das ist natürlich komplett falsch. Denn wozu gibt es Seiten wie WordPress.com, Tumblr oder Blogger?

Das sage ich auch meinen Freunden - das sie endlich bloggen sollten. Die Standardausreden sind normalerweise "Worüber soll ich denn bloggen?" oder "Das liest doch eh keiner!".

Aber ich denke, dass jeder irgendwelche Interessen hat, über die es sich zu bloggen lohnt, oder ein Leben, das interessant genug ist, dass man diesem einen eigenen Blog widmet. Und mit der Zeit werden sich schon Leser finden - solange man nicht aufgibt und sich selbst an Gedankenaustäuschen auf anderen Blogs beteiligt.

Und falls einem wirklich nichts einfällt gibt es immer noch die Möglichkeit übers Kochen zu bloggen. Denn, wie schon Jamie Oliver sagte: "Jeder kann kochen". Und auch falls dies in Einzelfällen nicht zutreffen sollte, sollten sich noch lustige Artikel über misslungene Gerichte schreiben lassen.

Also bewegt eure Ärsche - im übertragenen Sinne - und fangt an zu bloggen!